Wenn wir uns ständig Sorgen machen, was als nächstes kommt, verpassen wir die Chance auf das zu reagieren, was um uns herum passiert.


Zwei der häufigsten Fragen in Zusammenhang mit meiner Tour sind “Hast Du so alleine keine Angst?” und “Machst Du Dir keine Sorgen um das, was danach kommt?".


Natürlich mache ich mir Gedanken bzw. habe ich Vorstellungen für meine Zukunft, aber Sorgen und Ängste kenne ich bis auf eine klitzekleine Ausnahme nicht. Es gab während meiner Reise bislang tatsächlich nur einen Moment, in dem ich Angst hatte. Und es war die Angst davor, dass ich in einer extremen Situation scheitere.


Habibi und ich sind am Nachmittag aufgebrochen um uns einen Stellplatz in Nazaré zu ergattern, dem Surfspot schlecht hin. In dem kleinen Ort, in dem ich zuvor war, feierten die Einwohner ein Straßenfest, sodass ich die Straße über die ich gekommen war nicht nutzen konnte. Aber Google schlug mir direkt eine andere Route vor. Über Schotterstraßen wunderte ich mich nicht mehr und es war ja auch ein toller Ausblick, links von mir eine wunderschöne Felswand, rechts von mir der Atlantik über dem die Sonne schon ganz tief stand.


Ich fuhr um die nächste Kurve und wurde direkt in eine Schockstarre versetzt. Die Straße war an den breitesten Stellen maximal 3 Meter, es waren keine Schlaglöcher mehr, sondern komplette Krater, die Spurrillen waren bis zu einem halben Meter tief und zogen sich durch die kompletten Kurven, der Abhang komplett ungesichert, Ziegelsteine mitten im Weg, überall Warnhinweise wie “Geröll” “Achtung Lebensgefahr” usw. und mein Handynetz und Internet tot! Umdrehen war keine Option, ich hätte mehrere Kilometer rückwärts den Berg am Abhang entlang fahren müssen und wäre wieder in dem Ort gewesen, wo ich nicht hätte weiter fahren können.


Also Augen zu und durch. Ich nahm meinen kompletten Mut zusammen und vertraute auf meine Fähigkeiten und auf die meines Autos. Ja, mir liefen in der nächsten halben Stunde, in der ich diese Straße gefahren bin die Tränen runter, weil ich Angst hatte zu versagen! Um so dankbarer war ich, als Habibi und ich endlich wieder auf einer normalen Straße waren. Ich fuhr rechts ran, brach komplett in Tränen aus und war froh, dass es in Deutschland jemanden gibt, der auch in dieser Situation und trotz 3000km Entfernung die richtigen Worte fand und mich wieder aufbaute. Danke du Herzmensch. Ein Telefonat später konnte ich mit Jenny schon wieder über die Situation lachen. Danke, Freunde wie Du sind unbezahlbar.


Aber nun zurück zum Thema Sorgen um die Zukunft machen. Dazu gibt es von mir ein klares Nein. Ich kann mich nicht ständig mit dem belasten, was vor mir liegt. Wir leben schließlich im Jetzt und keiner weiß, was morgen ist. Mein Unfall hat mit gezeigt, wie schnell das Leben auch vorbei sein könnte. Also lebe ich den Augenblick, reagiere auf das, was in dem Moment passiert und verbaue mir meine Zukunft nicht durch Sorgen und Ängste. Gerade beruflich, kenne ich meine Fähigkeiten und denke, dass ich mich nach meiner Auszeit mit etwas Engagement wieder da finde, wo ich mich auch sehe.


Ich glaube auch daran, dass unser Weg eh ein Stück weit Bestimmung ist. Also warum vorher verrückt machen, wenn ich auch einfach den Moment genießen kann!? Das alles heißt nicht, dass mir keine Pläne für die Zukunft durch den Kopf gehen und ich versuche zu reflektieren, wo ich mich sehe, aber das alles halt ohne Ängste.


An dieser Stelle muss ich aber auch einfach sagen, dass ich eine so tolle Familie habe, dir immer hinter mir steht und jede Entscheidung, die ich für mich treffe, unterstützen. Danke, dass ihr mich immer so unterstützt.


Mit dem Wissen, dass auch Scheitern manchmal dazu gehört, damit man auf noch viel tolleren Umwegen an sein Ziel gelangt, sind Sorgen einen reine Verschwendung, der eigenen Kapazitäten.


Und denkt dran, wenn ihr doch Mal Angst habt: Mut bedeutet nicht, dass ihr keine Angst habt. Mut bedeutet, dass ihr euch von eurer Angst nicht abhalten lasst.


#thinkaboutit

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Kommentare: 2
  • #1

    Die Hütten (Sonntag, 21 Oktober 2018 11:29)

    Hat mir den Sonntag versüßt! Ich freue mich so für dich, dass du dich getraut hast diese Reise zu machen!

  • #2

    Holgi (Montag, 22 Oktober 2018 11:29)

    ...lesen lesen lesen...("learn learn learn.." wenn man es mit Autokorrektur in Englisch tippt- verrückt, mh?) Ich glaube hier warst du jetzt an einem Punkt auf deiner Reise, wo auch mal Angst und Unsicherheit auftauchen müsste. Brawo...super gemeistert!!! Ehre auch Habibi...ganz alleine warst du ja nicht! ;)