Im Grunde suchen wir doch alle nur jemanden, bei dem wir unsere Maske fallen lassen können…

 

Ich denke, dies ist der falsche Ansatz, aber dazu werden wir noch kommen, in meinem wohl längsten und persönlichsten Blogeintrag zu einem so umfangreichen Thema.

 

Häufig kommt es in Gesprächen mit Freunden und Bekannten zu Themen wie Datingapps, Beziehungsproblemen, Fremdgehen, der „perfekte“ Partner. Jeder hat andere Vorstellungen über den Weg dorthin, aber im Endeffekt wollen alle doch das gleiche und zwar glücklich sein.

 

Viele von uns verbringen viel Zeit vor dem Handy auf unterschiedlichsten Plattformen, Instagram, Tinder und Co sind gefühlt beliebter denn je. Ob Single, vergeben oder verheiratet, alles trifft sich im World Wide Web, um sich von anderen zeigen zu lassen wie toll das Leben sein kann und wie gut die besten Snapchatfilter funktionieren. Die Möglichkeiten im Internet sind unbegrenzt und es ist plötzlich so einfach andere Menschen kennenzulernen.

 

Ob ich nun bei Tinder nach recht oder links wische entscheidet häufig genau ein Bild – ist das Oberflächlichkeit? Für viele ganz offensichtlich ja. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Natürlich reden wir immer alle davon, dass innere Werte ja soviel mehr zählen, aber ich für meinen Teil muss ganz offen gestehen, dass ich mich optisch schon angesprochen fühlen muss. Es ist ganz sicher im Endeffekt nicht der ausschlaggebende Punkt, ob es für eine Beziehung reicht, aber für mich gehört es halt dazu.

      

Worauf ich in diesem Zusammenhang aber als aller erstes eingehen möchte, ist, dass wir niemals weniger wert sind, weil wir nicht in das „Beuteschema“ eines anderen passen. Vielleicht eifert diese Person einfach einem optischen Klon seiner Ex, oder genau dem Gegenteil nach. Wer weiß das schon? Aber diese Entscheidung, hat nicht mit uns zu tun!

     

Bei einem Geldschein ist es uns ganz klar, egal wie wir mit ihm umgehen, er behält seinen Wert. Ob wir ihn wie Dreck behandeln, ob wir auf im herumtrampeln oder ob er in einem teuren Designerportmonee steckt, ganz egal, er behält immer den gleichen Wert. Wieso können wir das nicht auf uns projizieren?

 

Wir denken leider häufig, wenn man uns wie Dreck behandelt, wenn auf unseren Gefühlen rumgetrampelt wird, sind wir weniger Wert. NEIN! Wir sind genauso wenig mehr Wert, wenn wir in einem teuren Desingeroutfit stecken oder im neusten Sportwagen durch die Gegend fahren um gesehen zu werden! Also völliger Bullshit, wir sind immer alle gleich wertvoll!!!!

 

Bei ungefähr 7,6 Milliarden Menschen auf diesem Planeten, müssen wir nicht in das „Beuteschema“ von jedem passen. Und das ist auch gut so. Selbst, wenn es manchmal schmerzhaft ist, sind wir deswegen nicht hässlicher, dümmer oder weniger Wert. Nein es passt in diesem einen Fall einfach nicht, aber hey, du bist trotzdem toll!

 

Traurig macht mich viel mehr der Umgang mit Idealen, die in unserer Gesellschaft entstehen und nachgeeifert werden wollen. Wenn ich als Mann oder Frau dieses Ideal von meinem Partner im Kopf habe und für mich als absolut unabdingbar empfinde, ist das okay, das meine ich nicht. Aber sollten wir nicht auf unsere Worte achten? Denn es gibt genug Menschen da draußen, die denken sich in dieses Raster zwingen lassen zu müssen, weil andere es so erwarten.

      

Ich erinnere mich an eine Aussage von einem Mann, die ich persönlich ganz erschreckend fand, weil ich weiß, dass andere Frauen da nicht drüberstehen könnten. Es geht um die Aussage „Mir ist die Konfektionsgröße bei einer Frau ganz egal, also so lange sie ganz normal zwischen 34-38 liegt“. Wenn ein Mann gerne eine „Skinny Bitch“ im Bett haben möchte, okay, dann soll er sich eine Frau mit Konfektionsgröße 34 suchen, aber das als NORMAL zu bezeichnen finde ich nicht angebracht. Da ist nämlich genau das Bild von dem gesellschaftlich geprägten Denken vieler „nur ultra schlank ist super schön“. Ich denke, von dem Bild wird glücklicherweise immer mehr abgerückt, Kurven an den richtigen Stellen, Natürlichkeit, das sollten doch viel mehr die Dinge sein, die uns ansprechen sollten. Wir Frauen müssen uns nicht unter Masken von Makeup verstecken. Wir können auch natürlich schön sein. Und die Männer haben diese Option in dem Umfang erst gar nicht. Und selbst wenn wir den anderen optisch halt nicht ansprechend finden, müssen wir nicht verletzend werden. Denn das lässt niemanden stärker, cooler oder besser aussehen. Es ist für mich ein großes Zeichen von Schwäche, andere nieder zu machen um sich selber stärker zu fühlen.

 

Und genau das, denke ich, ist der Grund, warum viele eine permanente Maske tragen, Mauern um sich bauen und niemanden mehr an sich ranlassen, weil die Angst da ist verletzt zu werden und möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.

  

Aber tut man sich damit einen Gefallen? Zeige ich dieses Gesicht mit der Maske dann nicht auch der Person, die mein wahres Ich vielleicht lieben würde? Segen und Fluch zugleich. Allerdings denke ich, wenn man sein Selbstwertgefühl nicht mehr von anderen abhängig macht und man ehrlich zu sich selbst ist, man keine Maske benötigt. Mehr Sein als Schein, was halten wir denn mal davon?

 

Ich kann, wie gesagt, verstehen, dass es in der Gesellschaft sehr schwer ist zu vertrauen, sich zu öffnen oder sich letztendlich sogar zu verlieben. Denn jeder steht sich gefühlt selbst am Nächsten und denkt selten drüber nach, wie sehr er mit seinem Handeln jemanden anders verletzt. 

 

Sich Freiräume in Beziehungen geben ist so wichtig, aber Fremdgehen!? Und wo fängt fremdgehen an, ab wann verletzte ich meinen Partner mit dem was ich tue? Fragen, die man sich stellen sollte, wenn man im Kopf schon dafür bereit wäre fremdzugehen. Ist es nur die Bestätigung, die ich mir hole, weil sie mir in meiner Beziehung fehlt? Bin ich überhaupt noch glücklich oder wäre ich mit meiner Affäre viel mehr ich selbst?

 

Da sehe ich das nächste große Problem unserer Gesellschaft. Häufig wird der einfachste Weg gewählt. Der Weg mit dem geringsten Wiederstand und dem geringsten Konfliktpotential. Es wäre natürlich auch zu viel verlangt für sein eigenes Glück, ehrlich zu sich selbst zu sein, eine anstrengende Beziehungsphase zu durchleben, weil man daran arbeiten muss und ggf. sogar scheitert und eine Trennung durchstehen muss, schließlich bringt sowas alles Zeit- und Kraftaufwand mit sich und im schlimmsten Fall sogar finanzielle Folgen und wer weiß, ob dann alles besser wird, schließlich könnte es dann ja auch noch sein, dass man plötzlich alleine ist.


Tada, und schon haben wir den nächsten spannenden Punkt. Wer von euch kann tatsächlich gut alleine sein? Kann Zeit mit sich selber gut aushalten? Ich denke die wenigsten, zumindest ist das das Feedback was ich oft höre, wenn Menschen sich wirklich reflektieren. Aber wie soll uns jemand anders ertragen, wenn wir selber es nicht mal schaffen?

 

Natürlich sollte ein Partner für einen da sein und gerade, wenn man mal an sich zweifelt und Unterstützung benötigt. Aber die reine Anerkennung sollte doch nicht das Hauptaugenmerk einer Beziehung sein.

 

Sich gegenseitig entlasten, ja!

 

Sich voneinander abhängig machen, nein!

 

In meinem vorangegangen Instagrampost, habe ich um eurer Meinung zu der Überschrift von diesem Post gebeten. Ich habe ganz viele tolle Nachrichten bekommen, danke dafür an dieser Stelle. Ein Thema war genau diese Abhängigkeit. Für mich klingt das Wort Abhängigkeit schon sehr, sehr negativ. In meinem Kopf assoziiere ich mit dem Wort sofort eine Sucht. Vielleicht meinte der User es in dem Fall gar nicht so negativ, aber leider besteht genau diese Abhängigkeit in so vielen Beziehungen. Und ich denke, dass diese Abhängigkeit dazu führt, dass einer der Partner sich eingeengt und beklemmt fühlt und sich dann ein Ventil sucht und schon beginnt der Kreislauf.

     

Gerade bin ich nur kurz auf Tinder, als Datingapp, eingegangen. Aus eigenen Erfahrungen weiß ich, dass Instagram eigentlich die viel bessere Kennlernplattform ist. Man erkennt sofort, ob gleiche Interessen bestehen, darüber kommt man dann viel leichter ins Gespräch, trifft sich dann vielleicht einfach nur um sich über diese Gemeinsamkeiten auszutauschen und wer es dann drauf anlegt, landet dann halt auch zusammen im Bett. Übertrieben? Nein, leider gar nicht. Wir zeigen auf Instagram häufig nur den Teil unseres Lebens, den wir besonders mögen und der auch möglichst viel Reichweite und Likes erzielt. Aber nichts desto trotz gehört dieser Teil ja auch zu uns. Ich möchte ehrlich gesagt gar nicht wissen, was auf Accounts passiert, die ihren Content ganz klar auf ihr Äußeres legen. Aber genau da sind wir wieder an dem Punkt, an dem wir uns fragen sollten, möchte ich, dass mich jemand genauso mag wie ich wirklich bin, oder reicht es mir Aufmerksamkeit durch virtuelle Likes zu bekommen?

 

In einem der Kommentare unter meinem letzten Post habe ich etwas gelesen, was ich sofort in mein „Aha-Momente“-Buch übernommen habe:

 

„Selbstbewusstsein = sich selbst bewusst sein“

      

Sind wir uns selbst wirklich bewusst, so können wir auch selbstbewusst auf andere zugehen, ohne eine Maske tragen zu müssen. Vertrauen ist natürlich auch von großer Bedeutung, wenn wir uns jemandem öffnen wollen und uns offenbaren. Nur sind auch dies zwei völlig unterschiedliche Dinge für mich. Ich kann absolut natürlich sein, ohne mich zu verstellen und muss trotzdem nicht beim ersten Date mit meiner Vergangenheit vorpreschen, damit dem anderen klar wird, warum ich die Person bin, die ich heute bin. Keiner verlangt einen Seelenstriptease, es geht doch nur darum, so zu sein, wie man wirklich ist.

 

Womit ich schon wieder zum nächsten Thema komme, was ich immer wieder beobachte. Man lernt sich irgendwie über das Internet kennen, findet sich ganz sympathisch, schreibt viel miteinander, dann irgendwann telefoniert man und plötzlich wird einem bewusst, dass man einem „Fremden“ gegenüber völlig offen ist. Alles fühlt sich trotzdem richtig an. Bis zu dem Moment, in dem man sich gegenübersteht und merk, dass man eigentlich gar nichts merkt. Wo ist plötzlich dieses Gefühl, was man sonst nach jedem Telefonat hatte, die Euphorie, die jede Nachricht immer mit sich brachte? Nun steht man da und all das scheint wie verflogen zu sein. Viele Kopfmenschen werden jetzt sicherlich sagen, dass man dem ganzen trotz der fehlenden Euphorie eine Chance geben sollte, denn es hat im Vorfeld ja schon irgendwie harmoniert. Ich als absoluter Bauchmensch, höre in dem Fall auf mein Gefühl und auf mein Herz und sage Nein. Ich muss mich gut bei einer Sache fühlen, die ich angehe. So habe ich bislang die besten Entscheidungen getroffen und es hat mich persönlich dahin gebracht, wo ich heute bin.

 

Und sind wir mal ehrlich, bringen uns diese Spielchen irgendwie weiter? Macht es Sinn, dass wir nach dem ersten Treffen warten, wer zu erst schreibt, dass wir nicht das sagen, wonach uns ist, weil wir keine Überforderung bei dem Anderen auslösen wollen? Für mich leider gar nicht plausibel, denn wenn mir was auf dem Herzen liegt, spreche ich es aus. Denn damit bleibe ich mir treu und verstelle mich nicht.

 

Auf einen letzten Denkansatz möchte ich noch eingehen, wo ich gerade über die Kommunikation schreibe. Von vielen höre ich immer mal wieder, dass sie das Modell der klassischen Beziehung in Frage stellen. Monogamie – das Zusammenleben mit nur einem Partner. Kein Sex mehr mit anderen!? Für viele scheinbar eines der größten Probleme.

 

Wenn man in einer Partnerschaft lebt und beide sich dahingehend ihre Freiräume zugestehen, kann es ja bestimmt klappen, auch wenn ich persönlich damit niemals umgehen könnte. Was ich aber damit zum Ausdruck bringen möchte, ist, dass wir reden müssen! Wir sollten unsere Wünsche, Gedanken und Probleme offen kommunizieren können, denn sprechen hilft so viel mehr, als Gefühle zu unterdrücken oder Menschen mit Ignoranz zu strafen. Es liegt in unserer Natur, dass wir Dinge und Verhaltensweisen verstehen wollen, also lasst dem Ganzen doch nicht so viel unnötigen Gedankenspielraum, in dem dann womöglich völliger Mist entsteht, sondern nehmt euren Mut zusammen und geht nicht immer den einfachsten Weg mit dem geringsten Wiederstand, denn der wird definitiv nicht der Beste für euch sein. Lernt einfach wieder miteinander zu sprechen, auch in Zeiten von Whatsapp, sollten Probleme von Auge zu Auge besprochen werden. Gestik, Mimik und auch der Tonfall helfen uns so sehr, Probleme verständlicher rüber zu bringen als ein Emoji in einem Messanger.

 

Zusammengefasst wünsche ich mir:

 

Seid ehrlicher zu euch selbst!

 

Redet alle mehr miteinander und zwar im Reallife!

 

Und bescheißt euch alle weniger!

 

Auch wenn es schwer ist, sollten wir uns „nackt“ machen, um das Verständnis zu bekommen, was wir gerne hätten, denn niemand kann in unseren Kopf und erst recht nicht hinter eine Maske schauen! Und an meine ganz „speziellen Freunde“: NEIN, DIES IST KEIN AUFRUF UM MIR DICKPICS ZU SENDEN!

 

#thinkaboutit

 

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Kommentare: 8
  • #1

    Linus (Sonntag, 13 Januar 2019 20:09)

    Du hast es auf den Punkt gebracht. Meine persönliche Meinung zum Thema ist dir bekannt. Mach weiter so.. LG Martin

  • #2

    Hauke ��� (Sonntag, 13 Januar 2019 21:47)

    Ich denke mein Standpunkt dazu ist dir vollkommen klar �. Du hast es wirklich sehr sehr toll zusammen gefasst und ich bin heute nach wie vor sehr glücklich dich kennenlernen zu dürfen auch wenn wir anfangs das Klischee aus dem Netz waren denke ich das die Zeit gezeigt hat das es eine wirklich sehr sehr gute Freundschaft geworden ist . Und warum ? Aus dem oben von dir beschriebenden gründen wir waren ehrlich und wir selbst mach weiter so bin echt stolz auf dich ! �

  • #3

    Emanuel (Sonntag, 13 Januar 2019 22:50)

    Wie recht du hast..!!
    Leider Gottes gehen viele Dinge durch dieses heutige Zeitalter verloren ..
    Ehrlichkeit wehrt am längsten sag ich mir und da bleibe ich mir immer mit treu!
    Schön, dass du da so direkt mit umgehst und dein Herz sprechen lässt, denn das ist das Wichtigste..!
    LG

  • #4

    Niko (Sonntag, 13 Januar 2019 23:09)

    Du hast es auf den Punkt gebracht..

  • #5

    Markus (Montag, 14 Januar 2019 00:08)

    Leider verlieren in der heutigen Zeit viele Menschen den Blick auf Dinge, die einen glücklich machen. Lebe im jetzt und weine nicht alten Geschichten nach. Durch längere Auslandsaufenthalte habe ich schätzen gelernt, wie gut es uns hier im Gegensatz zu anderen Ländern geht. Danke Christina, dein Blog beschreibt schon sehr gut, welche Hindernisse uns davon abhalten, uns zu öffnen und die Maske abzunehmen.

  • #6

    Paddy (Dienstag, 15 Januar 2019 08:26)

    Klasse Thema. Immer wenn ich mit jemandem das Thema habe sage ich klar, dass wenn mir das äußere nicht gefällt brauche ich mir das Innere nicht anschauen.
    Jetzt muss man nur noch gefallen und eine Toleranz definieren.
    Jeder hat Kanten und Macken und alles in allem muss für einen ins Bild passen. Jeder hat verschiedene Ansichten von gutem Aussehen, was auch durch Medien geprägt ist. Dennoch muss man für sich realistisch festhalten, was wirklich gefällt und dabei spielt der Charakter die entscheidende Rolle.
    Vll hat eine die falsche Konfektionsgröße, trotzdem ist ihre Ausstrahlung und ihr Auftreten perfekt für mich.

  • #7

    Frank (Samstag, 11 Mai 2019 22:52)

    Wie ich schmunzeln musste bei deinem Beitrag, denn ja, du triffst den Nagel auf den Kopf. Toll, ehrlich und super geschrieben. Ich kann dir nur zustimmen, ob es der erste (optische) Eindruck ist oder deine Meinung zur Konfektionsgröße.

  • #8

    Meike (Dienstag, 16 Juli 2019 23:17)

    Du sprichst mir aus der Seele❤️�� danke für deine Worte☀️